Mediation (lat. „Vermittlung“)

Konflikte zwischen Menschen hat es seit jeher gegeben. Sie kommen täglich und überall vor und in allen erdenklichen Situationen; sie resultieren häufig aus Missverständnissen und unterschiedlichen Wahrnehmungen. Nährboden hierbei ist vor allem eine gestörte oder gar abgebrochene Kommunikation. Wenn man sich nicht einigen kann, sehen viele nur noch den Gang zum Rechtsanwalt als letzte Möglichkeit. Allerdings ist die justizielle Bearbeitung von Konflikten meistens mehr als langwierig, teuer und nicht zuletzt nervenaufreibend – und selbst, wenn man sein Ziel erreicht hat und das Recht auf seiner Seite hat, so ist der zwischenmenschliche Konflikt meistens immer noch nicht geklärt. Daher ist für manche Parteien die Mediation, also das strukturierte, freiwillige Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konflikts durch eine unabhängige, „allparteiliche“ und qualifizierte Person, in diesem Fall der Mediator, der bessere und vor allem der günstigere Weg. Bei der Mediation ist das Besondere, dass die Konfliktparteien selbst versuchen einen Lösungsweg zu erarbeiten und der Mediator „lediglich“ für die Einhaltung des Verfahrens verantwortlich ist.

Konfliktdiagnose

Wie läuft ein solches Gespräch überhaupt ab? Wenn sich Menschen an eine professionelle Drittpartei um Hilfe wenden, wird im Erstkontakt zunächst der Konflikt aus Sicht der Konfliktparteien geschildert. Dies wird in der Regel sehr einseitig geschildert, weil die Wahrnehmung der erzählenden Personen bei Konflikten getrübt wird. Aber gerade diese subjektive Erzählweise ist für den Mediator wichtig, weil sich daraus das etwaige problematische Verhalten am besten erkennen lässt. Der Mediator hingegen muss dabei, soweit es ihm natürlich möglich ist, neutral bleiben und darf sich nicht auf eine Seite der Parteien schlagen. Der Mediator soll ja gerade nicht beurteilen bzw. verurteilen, sondern soll durch kritische und konfrontierende Fragen die Konfliktpartei dazu zu bewegen, ihr eigenes Handeln zu überdenken bzw. zu hinterfragen.

Die Konfliktbearbeitung gliedert sich in drei Schritte:

  1. Orientierungsphase: Hierbei verschafft sich der Mediator natürlich erstmal einen Überblick, um welche Probleme es sich bei den beiden Parteien handelt. Währenddessen sind beide Konfliktparteien im Raum.
  2. Konfliktbehandlungsphase: Bei stark eskalierten Konflikten wird nun erstmal der erste „Wind aus den Segeln genommen“, d.h. erst wird erstmal an der Qualität der Beziehung gearbeitet, um überhaupt vernünftig miteinander reden zu können und sich den wirklichen Problemen widmen zu können.
  3. Konsolidierungsphase: Sobald die ehemals zerstrittenen Menschen wieder gesprächsfähig geworden sind, arbeiten sie miteinander und nicht gegeneinander an Problemlösungen.

Konfliktbearbeitungsmechanismen

Als denkende Menschen neigen wir üblicherweise dazu einen Standpunkt zu vertreten, den wir bereits eingenommen haben. Unser Geist strebt danach, Verwirrung und Unsicherheit zu überwinden, daher ist er ständig auf der Suche nach vertrauten Mustern. So ist es auch im Konflikt: Ist die Konfliktlage erstmal ausgemacht, befinden wir uns auf einem „vertrauten Weg“. Die Entwicklung geht in Richtung Eskalation, weil unser Denkmuster eine Alternative nicht zulässt. Für den Menschen im Konflikt bedeutet dies, dass er davon überzeugt sein wird, dass seine Interessen und Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Das was dieser Mensch jetzt wahrnimmt, deckt sich perfekt mit seiner Vorannahme. Er bildet sich jetzt daher ein, dass seine Sichtweise die einzig „richtige Lösung“ ist. Bei der Mediation wird die Vorannahme oft als Irrtum entlarvt. Solange sich die Konfliktparteien nichts Besseres vorstellen können, haben sie auch kein Motiv, Alternativen finden zu wollen. Diese „bessere Vorstellungskraft“ entsteht regelmäßig in der Mediation, so dass in der Phase der Konfliktlösung nach Alternativen gesucht werden kann.

Daher versuchen Mediatoren, mit den Konfliktparteien sich nicht an die beste Hypothese zu klammern, sondern Zeit damit zu verbringen Alternativen zu finden. 

Alternativen finden

Alternativen findet man am besten durch laterales Denken, dies bedeutet, dass Sie durch Hilfe des Mediators die Wahrnehmung ändern können und an dieser neuen Wahrnehmung festhalten. Einen ganz speziellen Eindruck davon, wie schwer es auch reflektierten Menschen fällt, lateral zu denken, bekommen Mediatoren immer dann, wenn sie die Konfliktparteien auffordern mehr als nur eine Lösung zu finden.

Konfliktbearbeitungsmechanismen

Grundsätzlich kann unterschieden werden zwischen Konfliktbearbeitung, die die Konfliktparteien selbst leisten, und der Konfliktbearbeitung die von außen kommt.

Konfliktregelung durch Dritte

Das typische Beispiel für Konfliktbearbeitung von außen sind die Gerichte. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass der Konflikt an sich nicht gelöst wird, da die beiden Parteien nicht eine gemeinsame Lösung gefunden haben. So kann es sein, dass es trotz einer gerichtlichen Einigung, das unwohle Gefühle gegenüber der anderen Partei bestehen bleibt.

Zusammengefasst ist also für die Lösung der Konflikte zum einen die Bereitschaft erforderlich, als Ausweg aus dem Konflikt nach alternativen Wegen zu suchen und zum anderen die Fähigkeit, durch Denken die richtige Alternative zu finden.

Konfliktprophylaxe / Konfliktverhinderung

Obwohl es natürlich für jedes Problem eine Lösung gibt, ist es natürlich am besten, die Konflikte von vornherein nicht entstehen zu lassen.

So können in einem Unternehmen beispielsweise Mobbingpräventionen, die die Leute auf das Thema sensibilisiert, stattfinden.

Beliebt ist das sogenannte Vorwarnsystem: dies bietet sich bei Änderungen an, die kommen werden und die Menschen verarbeiten müssen. Fast immer wenn sich Menschen von Gewohnheiten loslösen müssen; von daher ist es gut, den Menschen Zeit zu geben, sich von der alten Umgebung zu trennen und nach vorne zu schauen. Dies ist beispielsweise u.a. bei großen Umstrukturierungen bspw. in einem Unternehmen der Fall.

Mediation und Gerechtigkeit

Ob Mediation nun gerecht ist oder nicht, hängt natürlich von der subjektiven Einstellung ab. Allerdings sind durch die Freiwilligkeit der Teilnahme, durch das Selbsttreffen von Entscheidungen und die Rechtskonformität zumindest wichtige Elemente für Gerechtigkeit gegeben. Je eher Sie sich Ihrem Problem bzw. Ihren Problemen stellen, desto höher ist auch die reelle Chance, dass Sie diese mithilfe der Mediation wieder in den Griff bekommen.